Der
Esoteriker Dr. Hummel hatte schon in zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts
Material und verschiedene französische Tarot-Literatur gesammelt, um selbst ein
Tarot-Buch zu schreiben. Indes stellte Dr. Hummel das Material dann dem
Esoteriker Kurtzahn zur Verfügung, woraus nicht nur das erste deutsche
Tarot-Buch entstand, sondern auch der Kurtzahn-Tarot. Immer auf die Quellen
zurückgehend, basierte Kurtzahn die Deutung der Kartenbilder seines Tarot auf
Etteilla-Tarot. Die Karten waren im Buch von Kurtzahn abgedruckt und waren auch
im Format 7 x 12 cm beim Talis-Verlag in Leipzig erhältlich. Diese
Kurtzahn-Tarotkarten unterscheiden sich vom alten Marseiller Tarot und jenem von
Oswald Wirth hauptsächlich dadurch, daß den 22 Hauptkarten ("Die großen Arkana")
noch die entsprechenden hebräischen Buchstaben und deren Aussprache und
Zahlenwerte hinzugefügt wurden. Kurtzahns Tarot-Buch bietet die ausführlichste
Beschreibung und esoterische Deutung des Tarot, darunter allein 10 verschiedene
Formen, die Karten sinnvoll aufzulegen. Hier ist die Kurtzahns Beschreibung für
die drei oben abgebildeten und von Isabel Krsnić kolorierten Karten.
1. Tarotkarte: "Der Gaukler"
(1. Buchstabe Aleph).
Während wir uns bei den meisten anderen Karten bedeutend kürzer fassen können,
geht dieses nicht in bezug auf die erste Tarotkarte. Hier müssen wir ihrer
umfassenden symbolischen Bedeutung etwas weitgehender Rechnung tragen, als das
bei den anderen Arkana zu geschehen braucht.
Der der ersten Karte, dem Gaukler, entsprechende hebräische Buchstabe Aleph
drückt als Hieroglyphen als Einheit aus, man könnte sagen, als das
"Meister-Prinzip" (der Freimaurer), den Beherrscher der Erde. -
Bei vielen Tarotsystemen bemüht sich die auf der ersten Karte dargestellte Figur
des Gauklers, die Haltung des Buchstaben Aleph anzunehmen, und zwar dadurch, daß
die eine Hand nach oben und die andere nach unten zeigt (diese Darstellung
erübrigt sich aber in dem Falle, wenn die Tarotkarten, wie sie es eigentlich
alle sollten, aber viele leider nicht tun, die hebräischen Schriftzeichen klar
und deutlich aufweisen; bei den diesem Buch beigegebenen Karten ist peinlich
darauf geachtet). Diese Haltung soll eine uralte, schon in der sogenannten
"Tabula Smaragdina Hermetica" (der smaragdenen Tafel des Hermes Trismegistos,
eines berühmten ägyptischen Priesters und Eingeweihten), mit den Worten:
"Wie oben - so unten"
enthaltene Weisheitslehre wiedergeben.
Den Boden des Bildes bildet die Erde. Die priesterliche Kopfbedeckung deutet das
göttliche Zeichen des universellen Lebens an, während die Mitte der Karte von
der Figur selbst eingenommen wird. Diese steht vor einem Altar, auf dem sich
drei große Symbole des Tarots befinden, nämlich:
Kelch = He; Münzen = 2. He; Schwert = Vau.
während das höchste Symbol, das den Buchstaben Jod symbolisiert, von dem alles
ausgeht, vom Gaukler in Gestalt des Zauberstabes selbst in der Hand gehalten
wird, damit nach oben zeigend.
Die beiden Arme des Gauklers symbolisieren die beiden großen polaren Prinzipien
des großen Alls, nämlich das aktive göttliche,
gute (der erhobene linke Arm) und das passive, teuflische, schlechte (der nach
unten gerichtete Arm). Auch männlich und weiblich kann man es natürlich nennen!
1.Der Stab oder das Szepter, das Jod, vertritt das vorwiegend tätige und
männliche Prinzip und Gott,
2.der Kelch oder (1.) He das überwiegend passive, weibliche Prinzip, das
Universum,
3.das Schwert oder Vau (auch einst als + geschrieben) ist der Mann und das
Symbol des Prinzips des Gleichgewichts oder des Menschen,
4.die Münzen, bezeichnenderweise mehrere, stellen das Symbol der Ewigkeit in
zyklischer Weise dar, die die drei ersten Prinzipien zu einem geschlossenen
Ganzen vereinigen.
Vom rein menschlichen Standpunkte laufen diese Symbole mit vier großen
menschlichen Klassen parallel:
•Die Jod-Menschen sind die Erfinder, Erzeuger, der intellektuelle Adel,
•die (1.) He-Menschen sind die Verwahrer der großen Wahrheiten, die von den
Jod-Menschen entdeckt wurden, also Weise, Richter, Berufsadel,
•die Vau-Menschen sind die Krieger, die Wächter und Verteidiger der beiden
ersten Gruppen, der Schwertadel,
•die (2.) He-Menschen sind die große Menge, die misera plebs, aus denen sich
jedoch die drei ersten Klassen beständig erneuern, also mit anderem Wort: Das
Volk.
Die Symbole sind wahllos auf den Tisch gelegt bzw. in die Hand des Gauklers, des
Menschen, gegeben, er möge sie gebrauchen nach Gutdünken.
Im zweiundzwanzigsten Arkanum, das auf dieser ersten Karte durch das drohend im
Hintergrunde aufragende Tauförmige Kreuz dargestellt wird, sind die Symbole
nicht mehr ungeordnet, sondern gewissermaßen in Kreuzform an den vier Ecken der
Karte einander gegenübergestellt; so berührt sich wieder Anfang und Ende.
Diese Karte trägt die Zahl eins und ist das erste Symbol des ganzen Tarots.
Wir haben gesehen, daß die 1. Karte durch die letzte, 22, vervollkommnet wird,
da aber die 22. Karte eigentlich die 21. ist, da der Narr nicht "zählt", so kann
man rechnen: 21 + 1 = 22, was der Anzahl der Arkana entspricht und was zeigt,
daß die 1. Karte den Mikrokosmos, die 21. und letzte den Makrokosmos darstellt.
-
Also nochmals zusammengefaßt sind die drei Hauptbedeutungeh der ersten
Tarotkarte: Gott - Mensch - Universum
oder entsprechend:
Jod oder Schöpfer,
He oder Erhalter,
Vau oder Umwandler, Veränderer
und der jetzt noch nicht in Frage kommende Übergang des (2.) He.
Was von der Dreizahl gilt, gilt aucli von der Siebenheit, so daß die erste
Siebenheit als Ganzes genommen den Schöpfer darstellt. Dementsprechend wertet
die II. Siebenheit als Erhalter und die III. giebenheif als unispannende Macht.
Sodann wird die Dreiung des Übergangs die Rückkehr der ausgelösten Wirkungen zu
den Ursachen und den Folgerungen des Prinzips wiedergeben.
Zusammengefaßt:
I. Siebenheit = Gott;
II. Siebenheit= Mensch; III. Siebenheit = Universum.
oder entsprechend:
Jod oder Schöpfer,
He oder Erhalter,
Vau oder Umwandler, Veränderer
und der jetzt noch nicht in Frage kommende Übergang des (2.) He.
Was von der Dreizahl gilt, gilt aucli von der Siebenheit, so daß die erste
Siebenheit als Ganzes genommen den Schöpfer darstellt. Dementsprechend wertet
die II. Siebenheit als Erhalter und die III. giebenheif als unispannende Macht.
Sodann wird die Dreiung des Übergangs die Rückkehr der ausgelösten Wirkungen zu
den Ursachen und den Folgerungen des Prinzips wiedergeben.
Zusammengefaßt:
I. Siebenheit = Gott;
II. Siebenheit= Mensch; III. Siebenheit = Universum.
2. Tarotkarte: "Die Hohe Priesterin" ,
(2. Buchst. Beth).
Die Hieroglyphe Beth bezeichnet, wie wir früher schon ausführten, den Mund des
Menschen, als Sprechorgan genommen. Die Sprache aber wird von dem innern Selbst
des Menschen erzeugt, daher kann man auch Beth als den "Ausdruck des innern
Selbst" bezeichnen. Dieser bildet gewissermaßen einen Ort, ein Zentrum, in das
man sich vollkommen ungestört zurückziehen kann. Es gibt also somit ein
Heiligtum, einen unangetastet bleibenden Ort für Menschen und - Gott.
Beth stellt aber auch alles dar, was dieses Heiligtum ausstrahlt, also jede
innerliche Tätigkeit; von ihm kommen und stammen alle Ideen, als da sind die der
Unterweisung, der höheren Erkenntnis, des "Gesetzes (worunter Sittengesetz zu
verstehen ist) der Gelehrsamkeit" und endlich und hauptsächlich auch der
okkulten Wissenschaft oder der Kabbala. -
Beth entspricht der Zahl 2 und beide korrespondieren mit dem Mond. Dieser Zahl
entsprießen alle passiven Bezeichnungen, die von der Zweiheit ausgehen, also
auch alle Ideen der Ausstrahlung oder Reflexion, bezogen auf den Mond in seiner
Beziehung zur Sonne und analog bei der Frau in ihrer Beziehung zum Mann. Ferner:
Gott, der Vater, also Gott selbst, reflektiert sich und läßt dadurch entstehen
"Gott den Menschen", oder "Gott den Sohn", oder anders, das Negativ in bezug auf
seinen Schöpfer. Denn der Mensch ist, wie wir bei Aleph, dem Gaukler, sahen, der
göttliche Ernpfänger, daher stellt die zweite Tarotkarte alle Ideen der Ersten
negativ dar.
Die erste Karte stellt einen Mann, die zweite dagegen ein Weib dar.
Der Mann, als Zauberer abgebildet, wurde in die Mitte der Natur gestellt.
Die Frau ist geschmückt mit einem Schlangenstab in Form eines Tau, das wiederum
auch hier beim Weib auf das - Ende allen Seins deutet.
Ein Schleier verhüllt ihr Haupt teilweise und versinnbildlicht so die Isis, auf
die noch manches hindeutet.
Zu ihren Füßen ringelt sich eine schwarze Schlange, die den Profanen schrecken
soll, sich der Isis uneingeweiht zu nahen, sie, die Schlange, verkörpert die
furchtbare "Hüterin der Schwelle".
Bedeutet diese Figur Isis, so ist es naheliegend, daß die Alephkarte Osiris
bedeutet (und zwar in den oftgenannten drei Welten) seine Gefährtin.
In Gott liegt der Reflex des Osiris, Gott, des Vaters: Isis oder Gott, der Sohn.
Und zuletzt noch das Allerwichtigste:
Im Menschen ist der Reflex des Adam, des absoluten Menschen: Eva, das Weib, das
Leben. Vielleicht ist es manchem Leser, der eine ältere Bibelausgabe besitzt,
schon aufgefallen, daß im alten Testament dauernd "Heva" anstatt Eva geschrieben
wird. Das bedeutet nichts anderes, als daß Heva(i) unser umgekehrtes
Jod-He-Vau-He, ist, also Gottes Gegenpol. Hierüber mag der verehrte Leser
gelegentlich für sich weiter nachdenken - es lohnt sich!
Im Menschen (allgemein verstanden) ist es das, was aus der göttlichen Natur
folgt. -
3. Tarotkarte: "Die Kaiserin"
(3. Buchstabe Ghimel).
Die Hieroglyphe Ghimel bedeutet einmal die Kehle des Menschen, sodann die
halbgeschlossene Hand im Augenblick des Ergreifens. Daher ist des Buchstabens
Ghimel allgemeine Bedeutung alles Umfassende, Einschließende, Kanalartige. In
der Kehle werden die im Gehirn geborenen Worte gebildet, man könnte auch ruhig
sagen. verkörpert, also stellt dieser Buchstabe auch ein Symbol der materiellen
Entwicklung geistiger Formen dar. Er symbolisiert daher alle Ideen, die in den
körperlichen Organen oder deren Verrichtungen ihren Ursprung haben.
Das große Mysterium, durch das sich der Geist mit dem Stoff vereint und welche
Vereinigung Gottliches zum Menschlichen werden läßt, ist - die Zeugung.
Daher läßt sich verstehen, daß diese Karte mit der Göttin Venus-Urania
korrespondiert, was durch das Symbol in dem von der Figur
gehaltenen Schilde, dem Planetenzeichen Venus, versinnbildlicht wird. Die Karte
verkörpert also die Idee der Zeugung und der "Fleischwerdung des Wortes" in
allen Welten.
Die weibliche Gestalt der Kaiserin ist von vorn gesehen abgebildet, das
menschliche Wesen entsteht im im Schoße der Frau. Ihre Darstellung mit Flügeln
entspricht der Idee der Geistigkeit des lebenden Grundgedankens, Prinzips allen
Seins.
Ein symbolisches Szepter hält sie in ihrer linken Hand, um die passive Rolle des
Weibes in der Natur kennzeichnen. Die drei Zacken der Krone und die das Haupt
umgebenden neun Sterne versinnbildfichen, als zusammen die Zwölfzahl ergebend,
die zwölf Tierkreisbilder.
Ferner zeigt diese Karte das Ergebnis der Wechselwirkung der beiden ersten
Karten, die einander so in einem Grundgedanken neutralisieren, denn die absolute
schöpferische Kraft des Osiris und die (absolute) erhaltende Kraft der Isis
neutralisieren sich in der ausgleichenden Kraft, die in sich selbst die zwei
sehr verschiedenen Eigenschaften der beiden erstgenannten Formen enthält.
1.In Gott ist dies das Gleichgewicht des Vaters und des Sohnes, oder: "Gott, der
heilige Geist", oder ägyptisch Horus. Die belebende universelle Kraft.
2.Im Menschen ist es die Darstellung des Gleichgewichts des Adam mit der Eva,
kurz, aber umfassender und zutreffender ausgedrückt. "Der Menschheit".
3.Im Universum bedeutetes die als Wesen verstandene Welt.
Nach unserem alten Schlüssel Jod-He-Vau-He wird die nun folgende vierte Karte
dem zweiten He des heiligen Namens entsprechen und wieder einen Übergang von
einer Serie zu einer neuen andeuten.
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